Forum des Kirchspiels am Löbauer Wasser
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Zeugnisse und Glaubensberichte Empty Zeugnisse und Glaubensberichte

Fr Aug 19, 2022 1:28 am
Haben Sie etwas mit Gott erlebt, was Sie besonders beeindruckt oder Ihr Leben verändert hat? Es dürfen aber auch gern kleine kurze Glaubenszeugnisse sein, die uns allen Mut machen und die Größe Gottes bezeugen. Teilen Sie das gern und erbauen Sie andere!
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Peter Schulze
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Zeugnisse und Glaubensberichte Empty Urlaubserlebnis August 2022

Fr Aug 19, 2022 1:35 am
Zwischen Romkehrhalle und Ausgleichsbecken an der Oker – ein spannender Reisebericht

Unsere letzte Urlaubsetappe war der Harz. Die Abreise am Jabelschen See verlief reibungslos und nachdem wir zwei Wochen Sonne genossen hatten, war stärkerer Regen angesagt. Noch bevor wir den Harz richtig erreichten, fuhren wir auf eine dunkle Wand zu. Schließlich war die Landstraße wegen Überschwemmung gesperrt und wir mussten mit dem Wohnwagen wenden und einen Umweg fahren. Der Wetterbericht für die Folgetage sah auch nicht so gut aus und so überlegten wir plötzlich, ob wir nicht direkt nach Hause fahren sollten. Ich entschied auf dem Campingplatz anzurufen, wie die Lage dort sei und dann zu entscheiden. Der Chef bestätigte, dass auf dem Platz alles in Ordnung sei und wir getrost anreisen könnten. Also entschieden wir weiterzufahren und dann spontan zu entscheiden, wie lange wir bleiben wollen. Wir waren die letzten Gäste, die an diesem Tag anreisten und fanden einen wunderschönen, idyllischen, ruhigen im Wald gelegenen Campingplatz vor. Unser Camp schlugen wir direkt neben dem kleinen Waldbach auf und richteten uns wie gewohnt ein. Am Folgetag wollten wir endlich einmal wandern gehen.

Laut Beschreibung des NDR ist der Abschnitt zwischen der Okertalsperre und dem Ort Oker die beliebteste Wanderstrecke, u.a. mit der so genannten Verlobungsinsel, die von der Oker umspült wird und über eine Brücke vom Wanderweg aus begehbar ist.
Wir freuten uns über Sonnenschein und wollten der Wanderempfehlung gern folgen. Nach anfänglichen Irrwegen fanden wir endlich den richtigen Einstieg und folgten dem teilweise stark ausgetrockneten Bachbett der Oker. Am Bachlauf standen immer wieder Hinweisschilder, man solle sich nicht im Bachbett aufhalten, da von der Talsperre geflutet würde. Die Zeit sei dabei nicht fest voraussagbar. Aufgrund der Trockenheit und da die Talsperre einen extrem niedrigen Wasserstand verzeichnete, vermutete ich jedoch, dass hier zu Sparmaßnahmen aktuell kein Wasser gepumpt würde. Pan drängelte auch schon eine ganze Weile, wann wir endlich im Bach die Füße kühlen könnten und schließlich machten wir Rast an einer schönen seichten Stelle. Pan zog sich zügig aus und machte mutig ein Vollbad. Pepe hatte sich zwei Tage zuvor eine Schnittverletzung an der Verse zugezogen und blieb vorerst am Rand sitzen. Auch wir zogen die Schuhe aus und kühlten die Füße, machten Fotos und Picknick. Beim ruhigen Betrachten der Felsen im Wasser fielen mir zahlreiche kleine Wasserbecken auf. Es musste also doch von Zeit zu Zeit hier mehr Wasser durchkommen, sonst wären diese längst ausgetrocknet. Schließlich traute sich auch Pepe ins Wasser und nach gut 30 Minuten konnten wir unseren Weg fortsetzen. Wir erreichten die Verlobungsinsel, setzten uns in einen steinernen Sessel und machten weitere Urlaubsbilder. Dann ging es weiter bis zum Ausgleichsbecken. Im Vorbeigehen beobachteten wir einige vermutlich muslimische Männer, die sich mit ihren Handys und Musik auf den Steinen im Bachlauf filmten und tanzten. Vielleicht drehten sie eine Art Musikvideo. Eigentlich hatte ich vorgehabt, den ganzen Rundwanderweg zu laufen. Das hätte jedoch bedeutet, auf der anderen Bachseite steil in der Sonne wieder bergan zu steigen. Hier waren wir die ganze Zeit schön im Schatten gelaufen. Da auch die Getränkevorräte bereits zur Hälfte aufgebraucht waren, entschied ich, den gleichen Weg zurück zu laufen. Die Kinder waren froh. Auf dem Rückweg begegnete uns plötzlich ein sonderbarer älterer Herr. Er trug eine Sonnenschutzkappe, ein rotes sportliches Shirt und hielt in jeder Hand einen Wanderstock. Der Weg wäre breit genug gewesen, um aneinander vorbeizugehen, aber er hielt an und lachte. „Danke! Dankeschön! Ja. Ja! Vielen Dank! Dankeschön!“ Wie oft er es wiederholte, erinnere ich mich nicht, aber Pepe drehte sich sogleich zu mir um und fragte: „Ist mit dem alles richtig?“ Ich antwortete, dass er möglicherweise eine geistige Behinderung haben könnte. Auch Petra schmunzelte, als ich mich umdrehte und sie ansah. Wir liefen weiter und plötzlich sprach mich eine ältere Dame mit einem Jungen an der Hand an. „Wissen Sie, dass der Bach hier abends geflutet wird? Dann kommt hier Wasser – aber so richtig und ganz viele Kanufahrer und fahren hinunter. Das kann man sich jetzt gar nicht vorstellen.“ Ich fragte nach, wann das sein würde. „So gegen 18 Uhr. Aber genau kann man das nicht sagen. Das ist nicht immer gleich.“ Ich bedankte mich für die Information und beeilte mich und schloss wieder zu Petra und den Jungen auf, die mich neugierig fragten, was die Frau erzählt habe. Wir verließen schließlich das Bachbett und kehrten zum Auto zurück. Dann fuhren wir zum Einkaufen nach Oker. Auf dem Rückweg beschloss ich, noch einmal an der Straße nahe der Verlobungsinsel zu halten. Beim Wandern hatte ich Treppen hinab zum Bachbett gesehen. Wir stoppten uns stiegen die Stufen hinab zur Oker. Ich suchte nach Steinen mit besonderen Formen, die Jungen warfen Steine ins Wasser und wir aßen eine Tüte Minisalami, die wir gerade eingekauft hatten. Dabei hatten wir die ganze Zeit das Bachbett aufmerksam im Blick. Eine Frau kam mit ihren drei Kindern auch die Treppen herunter. Eines der Mädchen rief: „Oh! Das ist ja ein richtiges Abenteuer!“ und schon flitzten alle drei los und kletterten freudig über die Steine und Felsen. Als 18:15 Uhr immer noch kein Wasser gekommen war, beschlossen wir, zum Campingplatz zurückzukehren und Abendbrot zu machen. Wir wollten gerade starten, als Petra aufgeregt rief: „Das Wasser kommt!“ Pepe und Pan sprangen sofort an den Rand und flüchteten in Richtung der Stufen. Ich sah mich um und suchte mit dem Blick die Frau und die Kinder. Petra rief bereits zu ihr: „Das Wasser kommt! Kommen Sie da raus!“ Ich rannte sofort los und hob eines der Mädchen hoch und brachte sie ausreichend weit in den sicheren Randbereich. Die Mutter schien nicht sehr beunruhigt und ging langsam in Richtung ihrer zweiten Tochter, die auf der anderen Bachseite mit nackten Füßen im Wasser stand. Die erste Strömung hatte ihre Schuhe bereits erreicht und spülte sie weg. Sie begann zu weinen. Ich sah mich nach dem kleinen Jungen um. Er spielte inzwischen fernab in dem anderen Bacharm, der sich links der Insel befand. „Du musst da raus!“ Rief ich und rannte zu ihm. „Sofort da raus! Das Wasser kommt.“ Er sah mich etwas ungläubig an und machte sich dann aber auf den Weg zu Petra und den Jungen. Das Wasser kam inzwischen immer mehr und stieg kontinuierlich an. Petra rief auch schon merklich lauter: „Los, los! Das Wasser wird immer mehr! Sie kommen nicht mehr zurück!“ Die Frau hingegen schien die Ruhe weg zu haben und hatte den Ernst der Lage nicht erkannt. Dann griff sie endlich das Mädchen und erreichte mit ihr unsere Seite. Wenige Sekunden später war der Rückweg bereits blockiert. Das Wasser umspülte kraftvoll die Steine uns Felsen uns stieg unaufhaltsam an. Wäre sie allein mit ihren Kindern dort gewesen, weiß ich nicht, wie die Situation ausgegangen wäre. Danke HERR, dass wir zur rechten Zeit am rechten Ort sein durften. Die Frau meinte: „Also das hätte ich ja nicht gedacht. Wir sind das erste Mal hier. Aber die Mädchen wollten ja ein Abenteuer.“ Wir mussten noch den ganzen Abend immer wieder daran denken und dankten auch nochmals in unserem Abendgebet dafür, dass niemandem etwas passiert war und beteten dafür, dass auch in Zukunft niemand in diesem Bachbett Schaden nehmen sollte.
Den nächsten Tag planten wir gemütlich auf dem Campingplatz. Jeder sollte am Vormittag den Dingen nachgehen, auf die er Lust hatte. Am Nachmittag wanderten wir in das nahegelegene Altenau und zurück, um uns nochmals die Beine zu vertreten. Wir entschieden in einer Gaststätte Abendessen zu machen und ich schlug vor, nochmals an der Stelle vom Vortag anzuhalten und nochmals zu beobachten, wie das Wasser angerauscht kommt. Petra scherzte, wen wir wohl dieses Mal retten würden. Gesagt getan, fuhren wir um 18 Uhr los und als wir an der Romkehrhalle vorbeikamen, meinte ich bereits mehr Wasser zu sehen und war sogleich etwas enttäuscht, dass wir zu spät wären. Ich beschleunigte etwas und fuhr nach etwa einem Kilometer wieder auf den kleinen Parkplatz. Dan flitzten wir die Treppenstufen herunter und waren erstaunt. Auf dem steinigen Bachbett saßen etwa acht bis zehn Muslima mit Kopftüchern und in langen Kleidern in Campingstühlen. Das Wasser war noch nicht gestiegen. Kinder spielten wie am Tag zuvor auf den Felsen im Bachbett. Wir waren sofort beunruhigt. Sollte ich das Wasser tatsächlich überholt haben, würde es gleich kommen. Pan rief schon laut – „Vorsicht, hier kommt gleich Wasser! Ihr müsst da raus kommen!“ Eine Frau ohne Kopftuch, die aber scheinbar zu der Gruppe gehörte stand mit einem Handy hinter uns und meinte: „Ja, darauf warten wir ja!“. Ich war etwas beruhigt. Anscheinend wussten sie schon Bescheid. So kümmerte ich mich nicht um die Gruppe, sondern entdeckte ein einzelnes Kind im linken Bachlauf. Ich sah mich um. Rechts vor mir saß ein Pärchen auf einem hohen Stein. Ich rief zu ihnen, ob das ihr Kind sei. Sie schüttelten mit dem Kopf. Dann drehte ich mich zu der Frau hinter mir wieder um. „Gehört das Kind zu euch?“ Sie verneinte und zeigte in Richtung Verlobungsinsel. „Ich glaube zu dem Mann da oben.“ In diesem Augenblick sah ich das Wasser kommen und bewegte mich schnell zu dem kleinen Mädchen. Es war vielleicht sechs bis sieben Jahre alt. Ich hob es an und trug es in Richtung Insel. Der Mann sah mich kommen und kam auf mich zu. „Ist das Ihr Kind?“ Er nickte. „Es muss hier raus. Hier ist gleich alles unter Wasser!“ „Nein, hier kommt nicht viel Wasser, meinte er.“ Ich drückte ihm das Kind in den Arm und wandte mich auch schon wieder um, um nach den weiteren Kindern im Bachbett zu schauen. Hier war inzwischen auch Tumult entstanden. Einige staunten eher, wie schnell das Wasser kam, als schnell zu reagieren. Kinder standen noch auf den Steinen. Petra schrie auch bereits: „Kommen Sie da raus!“ Ich rannte auf die Steine zu. Vor mir schwamm schon ein sechserpack Wasser davon. Zwei Mädchen, schätzungsweise im Alter zwischen sechs und acht Jahren waren bereits vom Wasser umringt, schauten ungläubig zu ihren Müttern und begannen zu weinen. Eine der Frauen mit Kopftuch schrie auf. Andere stimmten ein. Ein einzelner junger Mann gehörte mit zu der Gruppe und versuchte auch zu helfen. Dabei stürzte er ins Wasser, konnte sich aber hinter einem Stein Nahe am Rand etwas vor der Strömung schützen und stand nun leicht hinter mir im Wasser und schien guten Stand zu haben. Ich war über zwei Steine auf einen großen Stein vor den Mädchen gesprungen, der noch ein ganzes Stück aus dem Wasser ragte und versuchte eines der Mädchen zu erreichen. Es reichte nicht. Sie kreischten und blickten voller Hoffnung auf mich. Mein Herz raste. Ich kniete mich auf den Fels, suchte nach möglichst gutem Halt und streckte ihr die Hand entgegen. Dabei konnte ich mit dem rechten Arm ihre rechte Hand fassen, hatte aber Angst, wenn ich sie herüberziehen würde, könnte mich das Gewicht einfach mitziehen. So zögerte ich und zog die Hand wieder zurück. Sie schrie und sah mich panisch an. Hinter mir schrien nun überall Frauenstimmen. Eine Frau im Kleid kam an mir vorbei, machte einen Schritt zu viel und sofort zog es sie in die Strömung hinein. Der junge Mann hinter mir reagierte in der gleichen Sekunde, griff zu und erreichte ihren Arm. Er hielt sie fest, während sie in der Strömung voller Wucht nach hinten gezogen wurde. Wie sie aus dem Wasser kam, weiß ich nicht, denn ich wandte mich schon wieder den beiden Mädchen zu, die weiter auf Hilfe hofften. Erneut ergriff ich die Hand, signalisierte aber, dass ich sie mit einer Hand nicht herüberziehen konnte. Das Wasser war auch bei mir weiter gestiegen. Dann sah ich wieder den jungen Mann hinter mir. Er bewegte sich auch auf das Mädchen zu. Die Frau musste also schon an Land sein. Ich schrie: „Fass den einen Arm. Ich nehme den anderen!“ und ergriff wieder das Mädchen. Kaum hatte er den anderen Arm gepackt, zogen wir sie durch die starke Strömung gleichzeitig herüber und übergaben sie an eine weitere Frau hinter uns. Noch immer schrien alle. Das zweite Mädchen stand nun allerdings weiter hinten und rührte sich nicht von der Stelle. Das Wasser umspülte sie etwa in Wadenhöhe aber zog ihr die Füße nicht weg. Ich wusste nicht, wie lange das noch so bleiben würde. Allerdings konnte ich ihren Arm nicht erreichen. Sie streckte ihn zu mir aus und ich meinen Arm in ihre Richtung, aber es fehlten etwa 20 bis 30 Zentimeter. Was sollte ich machen? Ich legte mich auf den Stein, um noch etwas näher an sie heranzurücken. Meine Beine hingen nun schon in der Strömung aber ich hatte noch guten Halt mit dem Oberkörper auf dem Stein. Wieder streckte ich den Arm aus und wieder reichte ich nicht an sie heran. Ich sah in Richtung der Gruppe. Alle sahen gebannt auf mich. Pan hatte sich um Petras Hals geklammert und sein Gesicht vom Geschehen abgewandt. Ich konnte nichts tun. „Oh HERR hilf uns hier in dieser Situation“ betete ich in dieser Not und wusste keinen Rat. Weitere Sekunden vergingen. Das Mädchen, dass kurzzeitig aufgehört hatte zu schreien, merkte möglicherweise, dass ich keinen Ausweg wusste und kreischte erneut schrill los. Ich versuchte, weiter in ihre Richtung zu rücken, merkte aber schon, wie mein Halt geringer wurde und ging wieder in meine vorherige Position. War da niemand, der mir zu Hilfe kommen konnte? Ich fühlte mich vollkommen hilflos.
Als ich abermals zum Land blickte, sah ich den Mann, der mit seiner Frau auf dem Felsen gesessen hatte. Er hatte einen Campjngstuhl zusammengefaltet und kam langsam auf mich zu. Ja! Das war die Lösung! Damit konnte ich die Distanz überbrücken. Es kam mir wie Zeitlupe vor, wie er sich auf mich zu bewegte. „Schneller!“ rief ich. Dann hatte er meinen Stein erreicht. Ich streckte meinen linken Arm zu ihm aus und ergriff den seinen. Jeweils die Hand auf dem Unterarm des anderen hatten wir uns fest im Griff. Mit der anderen Hand gab er mir den gefalteten Stuhl und lehnte sich nach hinten, um für einen festen Zug gewappnet zu sein. Dann streckte ich den Stuhl zu dem Mädchen aus. Sie griff zu, machte einen Schritt nach vorn und sofort zog es sie in die Strömung. Ich spürte den Zug und zog den Stuhl an mich heran. Ihr Griff hielt und so konnte ich sie auf den Stein herausziehen, wo sie von dem Mann weiter zum rettenden Ufer getragen wurde. Dann war es vorbei. Ich reichte den Stuhl weiter, rappelte mich auf und sprang an Land. Eine ältere Frau sah mich aus der Ferne an und sagte „Danke“. Dann suchte ich mir einen Stein und lehnte mich an. Pepe kam sofort aufgeregt zu mir. Was er sagte, weiß ich nicht mehr. Petra sprach noch mit einer der Frauen und kam dann auch und drückte mich. Sie öffneten die Reißverschlüsse meiner Wanderhose und konnten so die nassen Hosenbeine abnehmen. „Ich hatte solche Angst!“, sagte Petra. „Ich auch.“ sagte ich und hatte einen Moment mit den Tränen zu kämpfen. Dann blieben wir einen Moment dort und zwei weitere Frauen kamen und sagten Danke, hielten aber Abstand und gingen umgehend wieder zu ihrer Gruppe. Ich entdeckte das Mädchen tropfnass mit ihrem Kleid allein am Rand stehen. Warum war niemand bei ihr? Es war immer noch ein aufgeregtes Treiben. Aber niemandem war ernsthaft etwas passiert. „Lass uns gehen“, meinte Petra. Der Mann, der geholfen hatte, saß mit seiner Frau unweit von uns. Ich ging nochmals zu ihm und reichte ihm die Hand und dankte ihm. Dann stiegen wir die Treppen hinauf zum Auto. Oben angekommen entdeckte ich eine weinende Frau an einem Kleinbus und erkannte den Mann, dem ich das Mädchen auf den Arm gegeben hatte. Sie weinte verzweifelt und war sichtlich mit den Nerven am Ende. Sicher hatten sie das Geschehen mit angesehen und sie hatte sich vielleicht ausgemalt, was mit ihrer Tochter geschehen wäre, hätte ich sie nicht aus dem Flussbett gehoben. Als ich vorbeiging sah sie nur einen Bruchteil zu mir, wandte sich dann aber sofort weiter weinend dem Auto zu. Wir stiegen ein und sprachen über die vergangenen Minuten. Pan bat uns aber schnell, nicht mehr davon zu sprechen. Die Situation hatte ihn so belastet, dass er nichts mehr davon hören wollte. Auch wenn es uns schwerfiel, versuchten wir das Thema zu wechseln. Wir fanden in der Nähe eine gut gefüllte Gaststube und bekamen ein wunderbar stärkendes Essen, wenngleich der Schrecken und die Gedanken immer wieder um die vergangenen Minuten kreisten. Petra und ich sahen uns immer wieder an und schüttelten den Kopf.
Vor dem Schlafengehen danken wir nochmals dem HERRN für die Rettung und Bewahrung. Ich konnte aber nicht einschlafen. Die Bilder waren noch so präsent. Nun in und beim erneuten Durchgehen der letzten beiden Tage ergaben die Geschehnisse für mich plötzlich ein neues Bild. Das alles heute war so schnell gegangen. Insgesamt waren vom Aussteigen aus dem Auto bis zum Einsteigen nach dem Vorfall etwa 25 Minuten vergangen. Ich hatte drei Kinder gerettet, am Vortag zwei weitere. Ich musste an einen Engel denken, der wie in biblischen Geschichten unterwartet in Erscheinung tritt und dann verschwindet. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, ich durfte an diesen beiden Tagen so ein Engel sein. Kein großer Held, sondern ein stiller Helfer, der auftaucht und wieder verschwindet. Schon auf der Heimfahrt hatte ich Petra kurz an den seltsamen Mann vom Vortag angesprochen und gefragt, ob sie sich noch erinnern könne, was er gesagt hatte. Er hatte sich überschwänglich bedankt, ohne dass es einen Grund gegeben hätte. Ganz im Gegenteil war er ja stehen geblieben, während wir an ihm vorbeigingen und hatte so freudestrahlend und lachend zu uns geschaut und gesagt: „Danke! Dankeschön! Ja. Ja! Vielen Dank! Dankeschön!“ Das ergab eigentlich keinen Sinn. Was aber, wenn es nun im Nachhinein einen Sinn machte? Und warum hält mich dann unter unzähligen Wanderern auch noch eine Frau an, um mir vom Fluten des Baches zu erzählen? Warum hatte es die Beine des einen Mädchens nicht weggezogen? Hatte sie ein Engel gehalten? Alle diese Gedanken und Fragen soll jeder für sich einordnen wie er mag. Ich hatte bei diesen Überlegungen Tränen in meinen Augen und war einfach nur froh. Ich lobte Gott mit meinen Gedanken und konnte irgendwann auch einschlafen.
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